Die Entwicklung der Freiwilligen Feuerwehr
Neugattersleben von 1933 - 1998
 
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   

Trotz ihrer Tätigkeit bei den Junkers-Flugzeugwerken und ihrem Dienst bei der dortigen Flugplatzfeuerwehr erfüllten viele Bürger bis zum Kriegsende unter der Leitung des gleichzeitig als Wehrführer tätigen Bürgermeisters Heinrich Spinn auch ihre Aufgaben für die Freiwillige Feuerwehr Neugattersleben.

Nach Ende des Krieges begann der erneute Wiederaufbau der Freiwilligen Feuerwehr Neugattersleben. Als Wehrleiter wurde der bis dahin als Kreiswehrführer des damaligen Kreises Calbe eingesetzte Lehrer Reinhold Hinze gewählt.

Viele junge Menschen aus Neugattersleben fanden wieder den Weg zur Feuerwehr. 1949 bestand die Feuerwehr Neugattersleben bereits wieder aus 50 aktiven Mitgliedern.

Am 19.01.1954 wurde die Freiwillige Feuerwehr Neugattersleben zu einem Großbrand alarmiert. Es brannte eine massive Scheune im Volkseigenen Gut (VEG) in Neugattersleben. Bei diesem Brand waren die Feuerwehren Neugattersleben, Bernburg, Nienburg und Staßfurt mit 4 Fahrzeugen und 50 Kameraden eingesetzt. Es mußte über mehrere Tage Brandwache gehalten werden.

Da der Tragkraftspritzenanhänger von den Kameraden per Hand zur Einsatzstelle transportiert werden mußte, entstand der Wunsch nach einem Löschfahrzeug.

Als Übergangslösung wurden Vorspannfahrzeuge aus den landwirtschaftlichen Betrieben im Ort mit schriftlichen Vertrag festgelegt. Dieser Vorspanndienst war bis 1976 erforderlich.

Im Zuge der Modernisierung der Feuerwehren erhielt die Freiwillige Feuerwehr Neugattersleben 1976 ein Kleinlöschfahrzeug vom Typ B 1000. Hierzu gehörte auch eine fahrbare Schlauchhaspel.

Ihren längsten Einsatz hatte die Ortswehr am 13.05.1961. Die Bergung einer Planierraupe aus dem Sachachtsee gestaltete sich derart kompliziert, daß der Einsatz über 4 Wochen, bis zum 13.06.1961 dauert. Erst durch den Einsatz der Tauchergruppe der Berufsfeuerwehr Magdeburg, konnte die Planierraupe (Wert 25.000,- Mark) geborgen werden.

1960 wurde Fritz Siegel neuer Wehrleiter. Dieser übte das Amt bis 1965 aus. Bis zur Neuwahl von Kamerad Rudolf Dörk wurde der Kamerad Karl Peters kommissarisch als Wehrleiter eingesetzt.

Ende 1965 wurde Rudolf Dörk zum neuen Wehrleiter gewählt. Unter seiner Leitung und der Hilfe zahlreicher Kameraden wurde 1981 ein alter Traktorenschuppen als Gerätehaus mit Schulungsraum im Bodegrund ausgebaut. 56 aktive Kameraden und eine Gruppe ,,Junge Brandschutzhelfer" verzeichnete die Wehr 1970.

Der Nachfolger des Unterbrandmeisters Rudolf Dörk wurde im August 1984 der Kamerad Jürgen Michalke.

Im Zeitraum von 1967 bis 1986 mußte die Feuerwehr Neugattersleben nur zu insgesamt 10 kleineren Bränden ausrücken.

Über viele Jahre stand das Kleinlöschfahrzeug der Feuerwehr Neugattersleben der kreislichen Brandschutzeinheit als Führungsfahrzeug zur Verfügung.

Am 1. Mai 1988 wurde die Wehr aus Neugattersleben als ,,Vorbildliche Freiwillige Feuerwehr" des Kreises Bernburg ausgezeichnet.

Ein weiterer Eckpunkt in der Entwicklung der Freiwilligen Feuerwehr Neugattersleben waren der Beitritt der Wehr in den Kreisfeuerwehrverband Bernburg e.V. am 22. September 1990.

Am Himmelfahrtstag des Jahres 1993 wurde die Wehr Neugattersleben zu einem Stallbrand in der Nienburger Straße alarmiert. Bei diesem Brand, der durch Kinder entstanden ist, leistete die Freiwillige Feuerwehr Nienburg Nachbarschaftshilfe. Die angrenzenden Wohnhäuser konnten von den Wehren Neugattersleben und Nienburg erfolgreich vor den Flammen gerettet werden.

(Bild Wirkungsbereichsausscheid im Schloßpark Neugattersleben im Jahre 1969)
(Bild Kleinlöschfahrzeug B 1000 von 1976 bis 1993)

Löschhilfe leistete die Feuerwehr Neugattersieben am 7.12.1996 in Nienburg beim Brand der Malzfabrik. Die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Neugattersleben waren 2 Tage bei diesem Großbrand im Einsatz.

Den einsatzreichsten Tag ihrer Geschichte hatte die Freiwillige Feuerwehr am Karfreitag des Jahres 1997. An diesem Tag mußten die Kameraden zu insgesamt 7 Einsätzen ausrücken. Dennoch wurde das seit 1990 traditionelle Osterfeuer ,,An den Weiden" mit einem kleinen Umzug beginnend, gefeiert.

Übergabe eines neuen Löschfahrzeuges

Als größten Höhepunkt der jüngeren Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Neugattersleben ist zweifelsohne die Übergabe eines neuen Tragkraftspritzenfahrzeuges (TSF-W) mit einem 500-Liter-Wassertank am 20. November 1993 durch den Bürgermeister, Hans-Jürgen Kuche, zu nennen.

Durch modernste Ausrüstung und technisches Rettungswerkzeug am Fahrzeug ist die Freiwillige Feuerwehr seit diesem Zeitpunkt in der Lage, selbständig Hilfeleistungseinsätze durchzuführen. Die steigenden Einsatzzahlen in den letzten Jahren sind ein Beleg hierfür.

Das Fahrzeug hat insgesamt 200.000,- DM gekostet. Ohne die Förderung des Landes Sachsen-Anhalt mit 100.000,- DM wäre so eine frühe Anschaffung nicht möglich gewesen. Die Freiwillige Feuerwehr Neugattersleben war damit die erste Feuerwehr mit Grundausstattung im Bereich des Landkreises Bernburg, die mit einem solchen Tragkraftspritzenfahrzeug ausgestattet wurde.

Mit dem Kauf dieses Fahrzeuges konnte der Freiwilligen Feuerwehr Pobzig das bis dahin im Einsatz befindliche Kleinlöschfahrzeug (KLF) B 1000 kostenlos übergeben werden. Der Ausstattungsgrad im Wirkungsbereich Nienburg konnte hierdurch erheblich verbessert werden.

Hochwasserkatastrophe im April 1994

Auch in der Gemeinde Neugattersleben hinterließ die Hochwasserkatastrophe im April 1994 ihre Spuren.

Am Sonntag, den 17. April 1994 wurde die Freiwillige Feuerwehr Neugattersleben um 18.45 Uhr über Sirene alarmiert und rückte zum Hochwassereinsatz aus. Zu diesem Zeitpunkt galt bereits seit Tagen im Bereich der Bode die Hochwasseralarmstufe 4. Durch damit verbundene regelmäßige Deichwachen und -kontrollgänge war die Gemeinde immer über die aktuelle Hochwassersituation informiert.

Um den Damm bei Familie Sperling im Bodegrund sichern zu können, wurden Sandsäcke aus der Feuerwehrtechnischen Zentrale des Landkreises Bernburg in Plömnitz geholt. Die Sandsäcke wurden dann vor Ort mit Sand gefüllt und auf dem o.a. Damm verlegt. Gleichzeitig mußte die Grundschule im Schlßpark durch die Jugendfeuerwehr teilweise beräumt werden. Um 21.30 Uhr war dann der Einsatz für diesen Tag beendet.

Leider trat über Nacht keine Beruhigung der Hochwassersituation ein, so daß bereits am nächsten Morgen die Freiwillige Feuerwehr Neugattersleben um 8.30 Uhr vorsorglich in Bereitschaft versetzt wurde.

Die Richtigkeit dieser Maßnahme erwies sich noch am gleichen Tag. Um 11.00 Uhr wurde die Freieillige Feuerwehr in den Kindergarten im Schloßpark gerufen. Die Öltanks trieben durch Wassereinbruch im Keller auf. Ein Öltank war leck geschlagen. Vor Ort wurde in Absprache mit dem Kreisbrandmeister Wolfgang Kilmer sofort die Freiwillige Feuerwehr Bernburg alarmiert, die den Gerätewagen-Gefahrgut des Landkreises Bernburg einsetzte. In Zusammenarbeit mit der Freiwilligen Feuerwehr Bernburg wurde eine Ölsperre in Form von Sandsäcken vor den Fenstern des Heizölkellers verlegt. Die Schutzgitter und Kellerfenster wurden entfernt. Um den Wasserstand im Keller niedrig zu halten, wurde das Wasser aus dem Keller gepumpt. Die Freiwillige Feuerwehr Bernburg pumpte das Heizöl aus den noch heilen Öltanks ab. Weil sich in den Öltanks noch Reste von Heizöl befanden, entschloß man sich, die Öltanks als Block zusammenzubinden. An diesem Tag endete der Einsatz gegen 21.00 Uhr.

Die Bereitschaft der Freiwilligen Feuerwehr wurde auch noch am Dienstag, den 19.04.1994 beibehalten. Bei einer Kontrolle des Kindergartens wurde gegen 9.30 Uhr festgestellt, daß die Öltanks trotz Sicherungsmaßnahmen wieder umgestürzt waren und Reste des Heizöls ausliefen. Dieser Umstand war durch ein für alle Beteiligten unerwartetes plötzliches Ansteigen der Bode in Neugattersleben innerhalb einer halben Stunde um über einen halben Meter verursacht worden.

Gemeinsam mit der Freiwilligen Feuerwehr Bernburg wurde eine weitere Ölsperre verlegt, die Tanks vollständig entleert, Ölbindemittel aufgetragen und alle Behälter aus dem Keller entfernt. Der Einsatz endete gegen 18.00 Uhr.

Am Mittwoch, den 20.04.1994 galt weiterhin Bereitschaft, jedoch mit geringerer Personalstärke. Weitere Einsätze waren an diesem Tag glücklicherweise nicht mehr zu verzeichnen.
Gegen Abend konnte bereits ein geringes Abnehmen des Wasserpegels der Bode festgestellt werden. Dennoch fanden auch an den nächsten Tagen noch Wachdienst und damit regelmäßige kontrollgänge an der Bode statt.

Insgesamt ist die Bevölkerung von größerem Unglück, bis auf wenige Grundwasserschäden in einigen Kellern, verschont geblieben. Erfreulich war an diesen schweren Tagen die hohe Motivation und der Einsatz aller Kameraden und Kameradinnen der Freiwilligen Feuerwehr und der Jugendfeuerwehr. Nicht unerwähnt sollte hier auch die hervorragende Unterstützung durch die Gemeinde Neugattersleben und ihrer Mitarbeiter und die selbstlose Hilfe der Bevölkerung bleiben.


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