Trotz ihrer Tätigkeit bei den Junkers-Flugzeugwerken
und ihrem Dienst bei der dortigen Flugplatzfeuerwehr erfüllten
viele Bürger bis zum Kriegsende unter der Leitung des gleichzeitig
als Wehrführer tätigen Bürgermeisters Heinrich
Spinn auch ihre Aufgaben für die Freiwillige Feuerwehr Neugattersleben.
Nach Ende des Krieges begann der erneute
Wiederaufbau der Freiwilligen Feuerwehr Neugattersleben. Als
Wehrleiter wurde der bis dahin als Kreiswehrführer des damaligen
Kreises Calbe eingesetzte Lehrer Reinhold Hinze gewählt.
Viele junge Menschen aus Neugattersleben
fanden wieder den Weg zur Feuerwehr. 1949 bestand die Feuerwehr
Neugattersleben bereits wieder aus 50 aktiven Mitgliedern.
Am 19.01.1954 wurde die Freiwillige Feuerwehr
Neugattersleben zu einem Großbrand alarmiert. Es brannte
eine massive Scheune im Volkseigenen Gut (VEG) in Neugattersleben.
Bei diesem Brand waren die Feuerwehren Neugattersleben, Bernburg,
Nienburg und Staßfurt mit 4 Fahrzeugen und 50 Kameraden
eingesetzt. Es mußte über mehrere Tage Brandwache
gehalten werden.
Da der Tragkraftspritzenanhänger
von den Kameraden per Hand zur Einsatzstelle transportiert werden
mußte, entstand der Wunsch nach einem Löschfahrzeug.
Als Übergangslösung wurden Vorspannfahrzeuge
aus den landwirtschaftlichen Betrieben im Ort mit schriftlichen
Vertrag festgelegt. Dieser Vorspanndienst war bis 1976 erforderlich.
Im Zuge der Modernisierung der Feuerwehren
erhielt die Freiwillige Feuerwehr Neugattersleben 1976 ein Kleinlöschfahrzeug
vom Typ B 1000. Hierzu gehörte auch eine fahrbare Schlauchhaspel.
Ihren längsten Einsatz hatte die
Ortswehr am 13.05.1961. Die Bergung einer Planierraupe aus dem
Sachachtsee gestaltete sich derart kompliziert, daß der
Einsatz über 4 Wochen, bis zum 13.06.1961 dauert. Erst durch
den Einsatz der Tauchergruppe der Berufsfeuerwehr Magdeburg,
konnte die Planierraupe (Wert 25.000,- Mark) geborgen werden.
1960 wurde Fritz Siegel neuer Wehrleiter.
Dieser übte das Amt bis 1965 aus. Bis zur Neuwahl von Kamerad
Rudolf Dörk wurde der Kamerad Karl Peters kommissarisch
als Wehrleiter eingesetzt.
Ende 1965 wurde Rudolf Dörk zum neuen
Wehrleiter gewählt. Unter seiner Leitung und der Hilfe zahlreicher
Kameraden wurde 1981 ein alter Traktorenschuppen als Gerätehaus
mit Schulungsraum im Bodegrund ausgebaut. 56 aktive Kameraden
und eine Gruppe ,,Junge Brandschutzhelfer" verzeichnete
die Wehr 1970.
Der Nachfolger des Unterbrandmeisters
Rudolf Dörk wurde im August 1984 der Kamerad Jürgen
Michalke.
Im Zeitraum von 1967 bis 1986 mußte
die Feuerwehr Neugattersleben nur zu insgesamt 10 kleineren Bränden
ausrücken.
Über viele Jahre stand das Kleinlöschfahrzeug
der Feuerwehr Neugattersleben der kreislichen Brandschutzeinheit
als Führungsfahrzeug zur Verfügung.
Am 1. Mai 1988 wurde die Wehr aus Neugattersleben
als ,,Vorbildliche Freiwillige Feuerwehr" des Kreises Bernburg
ausgezeichnet.
Ein weiterer Eckpunkt in der Entwicklung
der Freiwilligen Feuerwehr Neugattersleben waren der Beitritt
der Wehr in den Kreisfeuerwehrverband Bernburg e.V. am 22. September
1990.
Am Himmelfahrtstag des Jahres 1993 wurde
die Wehr Neugattersleben zu einem Stallbrand in der Nienburger
Straße alarmiert. Bei diesem Brand, der durch Kinder entstanden
ist, leistete die Freiwillige Feuerwehr Nienburg Nachbarschaftshilfe.
Die angrenzenden Wohnhäuser konnten von den Wehren Neugattersleben
und Nienburg erfolgreich vor den Flammen gerettet werden.
(Bild Wirkungsbereichsausscheid im Schloßpark Neugattersleben
im Jahre 1969)
(Bild Kleinlöschfahrzeug B 1000 von 1976 bis 1993)
Löschhilfe leistete die Feuerwehr
Neugattersieben am 7.12.1996 in Nienburg beim Brand der Malzfabrik.
Die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Neugattersleben waren
2 Tage bei diesem Großbrand im Einsatz.
Den einsatzreichsten Tag ihrer Geschichte
hatte die Freiwillige Feuerwehr am Karfreitag des Jahres 1997.
An diesem Tag mußten die Kameraden zu insgesamt 7 Einsätzen
ausrücken. Dennoch wurde das seit 1990 traditionelle Osterfeuer
,,An den Weiden" mit einem kleinen Umzug beginnend, gefeiert.
Übergabe eines neuen Löschfahrzeuges
Als größten Höhepunkt
der jüngeren Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Neugattersleben
ist zweifelsohne die Übergabe eines neuen Tragkraftspritzenfahrzeuges
(TSF-W) mit einem 500-Liter-Wassertank am 20. November 1993 durch
den Bürgermeister, Hans-Jürgen Kuche, zu nennen.
Durch modernste Ausrüstung und technisches
Rettungswerkzeug am Fahrzeug ist die Freiwillige Feuerwehr seit
diesem Zeitpunkt in der Lage, selbständig Hilfeleistungseinsätze
durchzuführen. Die steigenden Einsatzzahlen in den letzten
Jahren sind ein Beleg hierfür.
Das Fahrzeug hat insgesamt 200.000,- DM
gekostet. Ohne die Förderung des Landes Sachsen-Anhalt mit
100.000,- DM wäre so eine frühe Anschaffung nicht möglich
gewesen. Die Freiwillige Feuerwehr Neugattersleben war damit
die erste Feuerwehr mit Grundausstattung im Bereich des Landkreises
Bernburg, die mit einem solchen Tragkraftspritzenfahrzeug ausgestattet
wurde.
Mit dem Kauf dieses Fahrzeuges konnte
der Freiwilligen Feuerwehr Pobzig das bis dahin im Einsatz befindliche
Kleinlöschfahrzeug (KLF) B 1000 kostenlos übergeben
werden. Der Ausstattungsgrad im Wirkungsbereich Nienburg konnte
hierdurch erheblich verbessert werden.
Hochwasserkatastrophe im April 1994
Auch in der Gemeinde Neugattersleben hinterließ
die Hochwasserkatastrophe im April 1994 ihre Spuren.
Am Sonntag, den 17. April 1994 wurde die
Freiwillige Feuerwehr Neugattersleben um 18.45 Uhr über
Sirene alarmiert und rückte zum Hochwassereinsatz aus. Zu
diesem Zeitpunkt galt bereits seit Tagen im Bereich der Bode
die Hochwasseralarmstufe 4. Durch damit verbundene regelmäßige
Deichwachen und -kontrollgänge war die Gemeinde immer über
die aktuelle Hochwassersituation informiert.
Um den Damm bei Familie Sperling im Bodegrund
sichern zu können, wurden Sandsäcke aus der Feuerwehrtechnischen
Zentrale des Landkreises Bernburg in Plömnitz geholt. Die
Sandsäcke wurden dann vor Ort mit Sand gefüllt und
auf dem o.a. Damm verlegt. Gleichzeitig mußte die Grundschule
im Schlßpark durch die Jugendfeuerwehr teilweise beräumt
werden. Um 21.30 Uhr war dann der Einsatz für diesen Tag
beendet.
Leider trat über Nacht keine Beruhigung
der Hochwassersituation ein, so daß bereits am nächsten
Morgen die Freiwillige Feuerwehr Neugattersleben um 8.30 Uhr
vorsorglich in Bereitschaft versetzt wurde.
Die Richtigkeit dieser Maßnahme
erwies sich noch am gleichen Tag. Um 11.00 Uhr wurde die Freieillige
Feuerwehr in den Kindergarten im Schloßpark gerufen. Die
Öltanks trieben durch Wassereinbruch im Keller auf. Ein
Öltank war leck geschlagen. Vor Ort wurde in Absprache mit
dem Kreisbrandmeister Wolfgang Kilmer sofort die Freiwillige
Feuerwehr Bernburg alarmiert, die den Gerätewagen-Gefahrgut
des Landkreises Bernburg einsetzte. In Zusammenarbeit mit der
Freiwilligen Feuerwehr Bernburg wurde eine Ölsperre in Form
von Sandsäcken vor den Fenstern des Heizölkellers verlegt.
Die Schutzgitter und Kellerfenster wurden entfernt. Um den Wasserstand
im Keller niedrig zu halten, wurde das Wasser aus dem Keller
gepumpt. Die Freiwillige Feuerwehr Bernburg pumpte das Heizöl
aus den noch heilen Öltanks ab. Weil sich in den Öltanks
noch Reste von Heizöl befanden, entschloß man sich,
die Öltanks als Block zusammenzubinden. An diesem Tag endete
der Einsatz gegen 21.00 Uhr.
Die Bereitschaft der Freiwilligen Feuerwehr
wurde auch noch am Dienstag, den 19.04.1994 beibehalten. Bei
einer Kontrolle des Kindergartens wurde gegen 9.30 Uhr festgestellt,
daß die Öltanks trotz Sicherungsmaßnahmen wieder
umgestürzt waren und Reste des Heizöls ausliefen. Dieser
Umstand war durch ein für alle Beteiligten unerwartetes
plötzliches Ansteigen der Bode in Neugattersleben innerhalb
einer halben Stunde um über einen halben Meter verursacht
worden.
Gemeinsam mit der Freiwilligen Feuerwehr
Bernburg wurde eine weitere Ölsperre verlegt, die Tanks
vollständig entleert, Ölbindemittel aufgetragen und
alle Behälter aus dem Keller entfernt. Der Einsatz endete
gegen 18.00 Uhr.
Am Mittwoch, den 20.04.1994 galt weiterhin
Bereitschaft, jedoch mit geringerer Personalstärke. Weitere
Einsätze waren an diesem Tag glücklicherweise nicht
mehr zu verzeichnen.
Gegen Abend konnte bereits ein geringes Abnehmen des Wasserpegels
der Bode festgestellt werden. Dennoch fanden auch an den nächsten
Tagen noch Wachdienst und damit regelmäßige kontrollgänge
an der Bode statt.
Insgesamt ist die Bevölkerung von
größerem Unglück, bis auf wenige Grundwasserschäden
in einigen Kellern, verschont geblieben. Erfreulich war an diesen
schweren Tagen die hohe Motivation und der Einsatz aller Kameraden
und Kameradinnen der Freiwilligen Feuerwehr und der Jugendfeuerwehr.
Nicht unerwähnt sollte hier auch die hervorragende Unterstützung
durch die Gemeinde Neugattersleben und ihrer Mitarbeiter und
die selbstlose Hilfe der Bevölkerung bleiben. |